Erfahrungsberichte
Anhand von konkreten Fallbeispielen soll hier veranschaulicht werden, wie Betroffene ihre Krankheit aus ihrer Sicht wahrnehmen und wie sie sich damit arrangieren. Möchten Sie unseren LeserInnen Ihre Rückschläge und Erfolgserlebnisse mitteilen und erzählen, wie diese Krankheit Ihren Alltag prägt? Gerne veröffentlichen wir hier Ihren Erfahrungsbericht in anonymisierter Form, so dass keine Rückschlüsse auf Sie und Ihr Umfeld möglich sind.
Die Berichte zeigen auch schön die Vielseitigkeit und Uneinheitlichkeit des Krankheitsbilds der Histaminose auf. Zu beachten ist jedoch, dass es sich hier um Verdachtsdiagnosen handelt, deren genaue Ursachen meist im Unklaren liegen.
Fallbericht vom 11.5.2019
(weiblich, ohne Altersangabe, Selbstdiagnose: HIT oder MCAS)
"Ich werde nun schon seit einigen Jahren zur Abklärung diffuser Symptome wie Durchfälle, Migräne, Muskel- und Gewebeschmerzen, Tinnitus, Atembeschwerden, Blutungsneigung (Hypermenorrhoe), periodische Fiebergefühle mit phasenweise tatsächlich erhöhter Temperatur etc. von Arzt zu Arzt geschickt. Festgestellt wurden : Laktoseintoleanz (2015), Morbus Meulengracht (2018), Splenomegalie, chronischer Eisenmangel, Hypermenorrhoe, Helicobacter plyori, Gebärmutterpolyp.Vor etwa 1,5 Jahren wurde ich von meinem damaligen Hausarzt in dieAllgemeinambulanz für Innere Medizin und Psychosomatik überwiesen. Dort wurde eine Erschöpfungsdepression und Verdacht auf Histaminintoleranz diagnositizert. Meine Symptome besserten sich unter einer auch aktuell noch durchgeführten Eliminationsdiät deutlich, jedoch nicht vollständig. Weiter auf der Suche nach Aufklärung und Unterstützung habe ich mittlerweile die Diagnose 'somatoforme Störung' erhalten. Bis auf einen Diaminoxidase-Test (negativ) wurde der Verdacht auf Histaminintoleranz nicht weiter verfolgt. Selbst bei erneutem Aufsuchen der Uniklinik H., wo die Verdachtsdiagnose aufgestellt worden war, erhielt ich keine Unterstützung. Begründung: "In der Uniklinik H. gebe es keinen "Spezialisten für Histaminintoleranz." (Die Ärztin, die die Verdachtsdiagnose aufgestellt hatte, ist leider nicht mehr da. Sie hatte mir ursprünglich angeboten, dass ich mich melden soll, wenn ich alleine nicht weiterkäme.) Erneut bei einem Gastroenterologen vorstellig bekam ich dort zu hören, dass meine Beschwerden wohl von der Depression kämen. (Ich bin seit August 2018 in psychotherapeutischer Behandlung. Die Therapeutin ist der Meinung, ich sei nicht psychisch krank. Ich sei kurz vor einem Burnout gestanden, habe jedoch noch rechtzeitig die Bremse getreten. Allenfalls liege eine leichte Depression vor, aus der ich auch alleine wieder rauskäme. Psychopharmaka seien nicht erforderlich.) Dem Gastroenterologen hatte ich mitgeteilt, dass ich mich in psychotherapeutischer Behandlung befinde, aber den Verdacht auf Histaminintoleranz doch gerne weiter abklären lassen würde. Seine Reaktion: "In psychotherapeutischer Behandlung sollten Sie auch weiter bleiben." - Das wars - . Ich denke, es wäre wesentlich günstiger für die Krankenkasse, wenn sich ein Spezialist für Histaminintoleranz, Mastzellaktivierung und Salicylatintoleranz mit mir befassen würde.
Ich bin zurzeit auch in begleitender Ernährungsberatung. Die Ernährungsberaterin vermutet ein Mastzellenaktivierungssyndrom sowie eine Salicylatintoleranz. Sie empfiehlt dringend eine erneute gastroenterologische Abklärung. Ich bin jedoch von meinen negativen Erfahrungen mit Ärzten in den vergangenen Monaten dermaßen eingeschüchtert, dass ich kaum noch das Herz habe, NOCHMAL einen Arzt zu dem Thema aufzusuchen."
Fallbericht vom 9.12.2011
(weiblich, 64 J., Selbstdiagnose: chronische Histaminose)
Vorgeschichte:
Kindheit: seit ca. 7. Altersjahr starke Allergikerin, d.h. ich reagierte in sämtlichen Gruppen (Heu/Blumen/Bäume, Tierhaare/federn, Staub/Staubmilben…) auf eine Vielfalt von Allergenen und verbrachte viel Zeit in der Allergiestation. Esswaren wurden zu jener Zeit noch nicht getestet.
Symptome: langjähriges Asthma, Heu/Staub..-schnupfen, jahrelanger Stockschnupfen (Otrivin-Missbrauch), tränende rote Augen, Juckreiz, Ekzeme etc. Erfolglose Desensibilisierungsversuche, jahrelange Medikation inkl. Inhalation gegen Asthma.
Psychisch: Generalisierte Angststörung (inkl. Hypochondrie) und Schlafstörungen aufgrund von Traumata.
Ab Mitte dreissig Abschwächung vieler dieser Symptome, das Asthma verschwand fast ganz, nur die Stauballergie blieb gleich virulent, Tendenz zu Nasenobstruktion und Nebenhöhlenproblemen nach wie vor vorhanden.
Entwicklung einer Wespenallergie (Kreislaufkollapse bei Wespenstichen, Notfallset, Epipen)
Erstmalige alternativmedizinische Tests von Lebensmitteln (durch einen Schulmediziner, der mit Naturheilmethoden arbeitete) ergaben eine Vielzahl von Lebensmittelunverträglichkeiten, bei denen diejenigen, welche mir heute als Histaminliberatoren und "andere biogene Amine" Mühe bereiten, bereits vollzählig vorhanden waren.
Ich konnte damals die unspezifischen Symptome nicht der Nahrung zuordnen, und eine heftige Ernährungsumstellung wirkte nur negativ auf mein labiles Körpersystem: Es war einfach eine zu grosse Umstellung, welche mir letztlich nur eine Hormonstörung bescherte. Zusätzlich litt ich damals an einer Essstörung (Mischform mit überwiegend anorektischem Charakter).
An diverse Symptome hatte ich mich längst gewöhnt: z.B. Verdauungsstörungen (Blähungen, Sodbrennen), Mühe mit der Haut (z.B. ärztlich festgestellte Rosacea), Kopfschmerzen, Aphthen (vor allem bei Nüssen, aber auch sonst manchmal ohne Erklärung), Wetterfühligkeit, Schlafstörungen, Zähneknirschen, gestörtes Säure-Basenverhältnis (Übersäuerung), Nervosität, Ängste, depressive Verstimmungen). Später begann Orangensaft (in grösseren Mengen) Speiseröhrenkrämpfe zu verursachen. Eine erste Magenspiegelung ergab eine Refluxproblematik, sonst okay.
Obwohl diese "Story" nicht nach einem "glücklichen Leben" tönt, nehme ich mich im Rückblick nicht als "unglücklichen Menschen" wahr. Mein subjektives Gefühl war dasjenige eines "gesunden Menschen"!! Ich war (und bin) eher ein suchender Mensch, der sich auf therapeutischen Wegen in einen Wandlungsprozess einliess, den ich nicht primär aufgrund eines Bedürfnisses nach Körperheilung (an mein körperliches Beschwerdebild hatte ich mich ja gewöhnt…), sondern vielmehr als Bewusstseinserweiterung und als Lern- und Wachstumsprozess wahrnahm.
Nach dem (relativ frühen) Klimakterium blieben Hitzewallungen bis heute bestehen, ich nehme sie jetzt auch als Symptom auf "falsche Nahrung" wahr.
Heftiges (lange nachwirkendes) Burnout aufgrund von Arbeitsüberlastung mit Panikattacken, Depressionen. Erstmals in meinem Leben ärztliche Verordnung von Antidepressiva (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer): Beide Versuche schlugen völlig fehl: Zoloft verursachte nichts als starken Durchfall, Cipralex hatte eine Sehstörung zur Folge. Anschliessend weigerte ich mich, weitere Versuche zu unternehmen.
Wegen jahrelanger Tendenz zu Blähungen (sonst kaum bis wenig Verdauungsbeschwerden) Beginn aufs Geratewohl mit Lactrase, welches die Blähungen sozusagen zum Verschwinden brachte (Annahme einer Lactose-Intoleranz).
Asthma begann vermehrt wieder aufzutreten, wird jedoch im Gegensatz zur Kindheit heute vorwiegend in der Luftröhre wahrgenommen. Keine Lungen-Beeinträchtigung (auch ärztlich festgestellt).
Nach wie vor schlechter Schlaf und extreme Wetter-(und Vollmond-)fühligkeit.
(In Italien fühlte ich mich übrigens körperlich immer gesünder und wohler als in der Schweiz.)
Letzte Jahre bis jetzt: Mit dem Burnout begann die Dauermedikation mit Blutdrucksenkern aufgrund von nicht krankheitsbedingtem extremem Bluthochdruck (vegetativ): Sämtliche ärztliche (z.B. kardiologische) Kontrolluntersuchungen (auch Laborbefunde) bestätigten mir immer, dass ich abgesehen von den damaligen Blutdruckwerten, die sich unter den Medikamenten eingependelt haben (und jetzt auch manchmal zu tief hinunterrutschen) "kerngesund" bin!!
Folgende Symptome traten neu auf: Nebst den gemiedenen Orangen (Speiseröhrenkrämpfe) begann ich plötzlich immer wieder kurz nach dem Genuss von Rotwein mit kurzen asthmatischen Attacken zu reagieren. Ich deutete es aufgrund meiner Allergie-Geschichte als Allergie und wusste nach wie vor nichts von HIT. Die Reaktionen auf Rotwein wiederholten sich häufig (bei jedoch generell kleinem Alkoholkonsum), blieben manchmal aber auch plötzlich aus. Im Rückblick denke ich nun, dass es in solchen Fällen histaminarme Weine gewesen sein müssen.
Eine Darm- und Magenspiegelung dieses Frühjahr bestätigte die langjährige Lactose-Intoleranz, zeigte sonst jedoch keinen Reizdarm, sondern eine völlig gesunde Darmschleimhaut. Auch der Magen war okay mit Ausnahme des Laborbefunds "chronische inaktive Entzündung", welcher der Arzt jedoch keine Bedeutung zumass.
Nebst Rotwein und Orangen hatte ich ansonsten Ruhe, bis plötzlich in diesem Sommer plötzlich hintereinander lauter Reaktionen auf diverse Früchte eintraten: Plötzlich reagierte ich auf die immer sehr geliebten Erdbeeren mit Speiseröhrenkrämpfen. (Aus Vergesslichkeit ass ich doch wieder Erdbeeren, und es wiederholte sich). Dann ass ich drei Himbeeren und hatte kurz darauf Asthma mit plötzlicher Heiserkeit und einem "dicken Gefühl" im Hals. Auch das wiederholte sich, weil ich später nicht mehr daran dachte und wieder Himbeeren ass. Dann folgten in kurzer Folge asthmatische Reaktionen auf Bananen, Kiwi und Ananas. (Zitrusfrüchte mied ich schon lange). Als ich dann eines Abends urplötzlich auch noch auf Tomaten mit Asthma reagierte, wurde mir endlich klar, dass dies keine "normalen Allergiereaktionen" mehr waren, und ich erinnerte mich an die bereits früher einmal entdeckte aber damals nicht als relevant erkannte Website www.histaminintoleranz.ch. Zu meinem Erstaunen sah ich dann in der Gruppe "verbotene Früchte" sämtliche Früchte, auf die ich nach vielen Jahren des symptomlosen Genusses dieser Lebensmittel in der letzten Zeit plötzlich mit Symptomen reagiert hatte.
Mein Vorgehen nach einem ersten starken Widerstand: Ich begann die Eliminationsiät mehr oder weniger konsequent und hatte das Gefühl, dass mein Körper jetzt viel schneller auf alles zu reagieren begann, was er nicht erträgt (oder ich spürte es jetzt einfach erst richtig, da ich mich bezüglich Körperreaktionen jahrzehntelang übergangen hatte). Ich sah deutlich, dass ich - wie ich es momentan beurteile - nur auf Histaminliberatoren und/oder auf "andere biogene Amine" reagiere und nicht auf Histamin selber, ebenso wenig auf Blocker der Diaminoxidase. Bei der Einnahme von Daosin merkte ich keinerlei Wirkungen. Zu diesem Zeitpunkt machte mich eine Bekannte auf den Typ HNMT aufmerksam.
Was mich bezüglich HNMT verunsichert sind die schnellen Reaktionen vorwiegend auf Histaminliberatoren. (Die akute Reaktion wird ja eher dem DAO-Typ zugeordnet.) Andererseits ist Asthma eine lebenslange "Reaktionsweise" von mir, die mein Körper von Kind an "gelernt" hat und die ich generell immer als "Abwehr" wahrgenommen habe. Dennoch merke ich wie gesagt mit Daosin keinerlei Wirkung auf die Symptome, ebenso habe ich weder erwähnenswerte Verdauungs- oder Herzbeschwerden. Ich habe jetzt auch vorsichtig begonnen, lediglich histaminhaltige oder DAO hemmende Esswaren wieder einzunehmen, mit Erfolg: Ich merke keine akuten Reaktionen.
Generell fühle ich mich wohler mit der neuen Art zu essen, körperlich und stimmungsmässig. Natürlich bin ich immer noch am Testen und Ausprobieren und Forschen, habe ich diesen Weg doch erst seit kurzer Zeit eingeschlagen. Ich realisiere erst im "AHV-Alter", wie wichtig Ernährung für den Menschen ist!! - und bin froh, endlich mit der Nase auf dieses wichtige Thema gestossen worden zu sein.
Fallbericht vom 21.01.2011
(männlich, 40-50 J., Diagnose: HIT)
Vorerst ein grosses Kompliment an die von Ihnen erstellte HIT Webseite, ich finde sie extrem informativ und hilfreich! Selbst der Allergologe Dr. M., den ich vor einigen Monaten wegen HIT Verdacht aufsuchte, ist begeistert. Ich habe selbst den Eindruck gewonnen, dass viele Ärzte dieses Krankheitsbild nicht kennen rsp richtig verstehen. Ich habe meine HIT bei einer Ernährungsumstellung im vergangenen Frühling entdeckt: Nach einem arbeitsbedingten Erschöpfungszustand vor rund einem Jahr kam ich trotz ausreichender Erholung nicht wirklich wieder "auf Touren", weshalb ich mich für eine Ernährungsumstellung entschied, die von einem Metabolic Typing Spezialisten begleitet wurde. Mir ging es nach wenigen Tagen der Ernährungsumstellung sehr viel besser, ich hatte wieder Geruchssinn und fühlte mich nicht mehr derart erschöpft. Innert 2 Monaten habe ich ca. 7-8 kg an Gewicht reduzieren können.
Kurz danach trank ich im Ausgang ein Weizenbier, das bei mir üblicherweise "schön schläfrig machte". Diesmal aber ereilte mich am nächsten Tag ein schier unerträgliches, migräneartiges Kopfweh. In der Apotheke erzählte ich dieses Erlebnis, wobei mir der Apotheker einen Artikel aus einer Fachzeitschrift mit der Beschreibung der HIT Symptomatik kopierte. Als ich diese las, ist mir wie "Schuppen von den Augen gefallen", was meine langjährige Krankheitsgeschichte auf sich hatte: Ich litt an Herzrhythmusstörungen (welche als Extrasystolen auf einen Magnesiummangel zurück geführt wurden), an einer hohen Anfälligkeit auf Erkältungskrankheiten sowie in den letzten zwei Jahren "rezidivierende Nebenhöhlenentzündung". Zudem verspürte ich nach ca. 2 Wochen ohne sportliche Betätigung eine Art "Hormonstau" (Angespanntheit, Kribbeln, Aggressionslevel), den ich nur mittels 1-2 Std. joggen wieder egalisieren konnte.
Lange vermutete ich, vielleicht den Stress als Selbständiger nicht genügend bewältigen zu können. Gerade nach intensiven Arbeitsphasen - ich arbeite viel und bin engagiert - ereilte mich öfters eine Traurigkeit, die ich nicht direkt als Depression, aber als Zeichen des Körpers verstand, einen Gang runter zu schalten. Inzwischen sehe und verstehe ich die Dinge sehr viel klarer, insbesondere auch dank Ihren Informationen zu den Histaminabbauprozessen, was einerseits sehr hilfreich ist, mich andererseits aber ebenso nachdenklich macht, denn es scheint, dass ich womöglich bereits über 25 Jahre an HIT leide, wenn ich an Symptomatikepisoden denke, die mich bereits im Alter ab ca. 16 Jahren ereilten. Und ich denke, dass mich diese körperlich-seelischen Verstimmungen im psychosozialen Verhalten ziemlich geprägt haben (Rückzugs-/Isolationsverhalten).
Jetzt geht es quasi darum, einen neuen Lebensstil zu finden, und das im Alter von Mitte vierzig (ironischerweise wollte ich Mediziner werden und mich in psychosomatischer Medizin vertiefen). Es muss nun eine Art Schicksalsbearbeitung stattfinden. Gleichwohl sage ich mir, dass eine gesunde Ernährung ein wichtiger Eckpfeiler für die Lebensqualität darstellt.
Ich habe diese Zeilen in einer Art "Befreiungsgefühl" geschrieben. Gerne freue ich mich, aktives Mitglied in der SIGHI zu werden und einen kleinen Teil zur Aufklärung beitragen zu helfen.
Hier der Vollständigkeit halber noch einige Ergänzungen: Erste Symptomatiken im Alter um 15-16 waren bei mir "nervöse Verdauungsstörungen", die erst auf eine Art "Ängstlichkeit" nach dem Uebertritt ins leistungsdominierende Gymi wahrgenommen wurden. Ich litt damals öfters unter unklaren Angstzuständen und isolierte mich ziemlich stark sozial. Der Hausarzt verschrieb damals eine Art Medikament zur Regenerierung des Verdauungstraktes im Stil von "wenn sich nicht alles verdauen lässt" (ich glaube eine Art Unterstützung der Magensäureproduktion). Das Problem der "nervösen Verdauungsstörung" war damit nicht behoben.
Erste Herzrhythmusstörungen (Extrasystolen) machten sich ca. um die 20 bemerkbar, teils abwechselnd mit asthmaartigen Kurzsequenzen. Mit ca. 26 liess ich mich am Unispital ZH auf mögliche Allergien, auf die Lungen- und die Herzfunktion (Belastungs EKG) testen. Nachdem ich keinerlei Allergiereaktionen zeigte (auch heute auf keinerlei Stäube, Pollen, Lebensmittel), vermutete man ein Belastungsasthma, was sich aber auch nicht als solches herausstellte. Auch die Herzleistung war mehr als intakt. Interessant dabei: Der frühere Hausarzt empfahl mir joggen als emotionale Entspannungsmöglichkeit. Ich joggte damals beinahe täglich, d.h. durch die Anregung des Herz-Kreislaufsystems konnte ich offenbar den Histaminüberschuss schneller wieder abbauen, weshalb es mir in den bewegungsintensiveren Lebensphasen deutlich besser ging.
Mit ca. 30 war ich infolge Job und berufsbegleitender Weiterbildung erschöpft. Ich erkrankte an einer starken Grippe und erholte mich monatelang nicht mehr so richtig. Der damalige Hausarzt verschrieb mir dann ein leichtes Antidepressivum, das mir verhalf, psychisch ausgeglichener zu sein. Ich stellte fest, dass es mich stabilisierte und ich in der Folge mit genügend Bewegung und diesem Medikament eine gute Lebensqualität erhielt. Nachdenklich machte mich nur, dass ich mich immer fragte, woher die "psychische Instabilität" herrührte und wo ich meinen Lebensalltag/-stil verändern müsste. Ich habe immer wieder Vitaminpräparate genommen und auf den Säure-Base Haushalt geachtet, wobei ich feststellte, dass mir die regelmässige Vitaminzufuhr gut tut (Berocca, Supradyn mit Ginseng). Und: Ich war schon immer Fan von Vollwertkost und konnte mir auf die Frage nach einer "gesunden Ernährung" kaum Vorwürfe machen. Auf das alles habe ich heute nun auch eine Antwort...
Ebenfalls eine Antwort habe ich heute für immer wieder einmal auftretende Wadenkrämpfe, die ich vorher dem Joggen mit unzureichendem Dehnen zuschrieb. Mit Magnesiumzufuhr konnte ich diese als auch das "Herzstolpern" recht gut lindern. Aber offenbar nur solange, wie es wieder zu einer Histaminschwemme über die Ernährung kam.
Tja, ich erkenne heute nach 25-jähriger unspezifischer Leidensgeschichte alle die Zusammenhänge, die mit der HIT in Verbindung stehen. Und ich bin daran, den Mut zusammen zu nehmen, um meinem Leben eine neue Qualität zu ermöglichen: Ausgewählte Ernährung, Bewegung, Vitamine und fallweise medikamentöse Unterstützung.
Ich bin mir inzwischen auch im Klaren, dass bei mir beide Abbauprozesse über DAO und HMNT beeinträchtigt sein müssen. Nach falscher Ernährung erlebe ich erst Hitzewallungen und Schweissausbrüche (welche ich übrigens einer Elektrosmogunverträglichkeit zuschrieb, da ich öfters in Räumen mit WLAN arbeite), später folgt die "psychische Abgeschlagenheit" (die ich eher der Ueberarbeitung zuschrieb). Ueber eine längere Arbeitsbelastung hinweg erlebe ich mich bisweilen "innerlich aggressiv". Einzig Bewegung bringt dann wirklich Linderung. Und ich frage mich, ob bei mir der Enzymdefekt genetisch prädisponiert ist, da die Symptomatik in der Pubertät (bereits) zum Tragen kam.
Fallbericht vom 14.01.2011
(weiblich, >40 J., Diagnose: Schilddrüsen-Überfunktion, Rosacea, HIT vermutet)
Eigentlich sollte ich ja meine Krankheit schon lange kennen, denn meine Mutter hatte schon an den gleichen Beschwerden gelitten wie ich, doch hat man leider zu ihrer Zeit bis zu ihrem Tode nicht herausgefunden, was sie hatte.
Ich hatte zwar als Kind immer wieder Beschwerden, welche ich oder meine Eltern dann aber anderen Dingen zugeschrieben hatte. So litt ich dann in der Pubertät auch sehr an Menstruationsbeschwerden.
Da ich dann aber so ab 18 Jahren in einer Hafenstadt gelebt habe und mich hauptsächlich von frischem Fisch ernährt habe, ist meine Krankheit etwas in den Hintergrund getreten. Auch sonst habe ich das Gefühl, dass das Meeres-Klima die Beschwerden der Histamin-Toleranz eher etwas lindert, denn in meinen Ferien in Spanien am Meer geht es mir immer besser.
Als ich dann aber vor rund 20 Jahren in die Schweiz gekommen bin und hier geheiratet habe, wurde mir meine Krankheit zum ersten Mal so richtig bewusst. Denn die Schweizer wollten mir dann ihre guten Käse-Speisen (Fondue, Raclette) schmackhaft machen. Es hat mir ja auch sehr geschmeckt, aber nachher musste ich immer sehr leiden. Natürlich ist auch jeder Schweizer stolz auf die gute Schokolade, welche es hier gibt. Zwar schmeckte mir auch diese sehr, aber eben auch nach diesem Genuss musste ich sehr leiden. Auch die schöne Gewohnheit der Schweizer, mal ein gutes Glas Wein zu trinken, konnte ich leider auch nicht geniessen.
In den folgenden rund 15 Jahren lernte ich dann mit meiner Krankheit zu leben. Das heisst, dass ich grösstenteils auf die Ernährung von histaminhaltigen Produkten verzichtet habe, aber ich habe keine strikte Diät eingehalten. Bei Restaurant-Besuchen oder bei Einladungen bei Freunden liess es sich sich oft nicht vermeiden, auf histaminhaltige Produkte zu verzichten. Ausserdem musste ich mir ja auch das Know-How aneignen, um zu wissen, was ich nicht essen sollte, denn eine Bezeichnung auf den Verpackungen, wie bei anderen Nahrungsmitttel-Intoleranzen gibt es ja leider bei Histamin-Intoleranz nicht.
Nun aber in den letzten 4 Jahren treten vermehrt Beschwerden auf, welche mich erschrecken. Vor 2 Jahren wurde bei mir eine Ueberfunktion der Schilddrüse diagnostiziert. Vor 1 Jahr bin ich an einer starken Depression erkrankt, welche sich jetzt aber in der Zwischenzeit wieder verbessert hat. Ich habe aber auch Schwierigkeiten mit meinen Fingernägeln gehabt, welche wegen Mineralien-Mangel sich verfärbt haben und teilweise ausgefallen sind. Zur Zeit stimmt etwas mit den Bronchien nicht, denn ich leide an richtigen Asthma-Anfällen, welche sich aber legen, wenn ich ein Antihistaminikum einnehme. So muss ich annehmen, dass auch diese Beschwerden einen Zusammenhang mit der Histamin-Intoleranz haben. In den letzten Monaten habe ich nun auch unerklärliche Pickels in der Nase und teilweise auch im Gesicht. Man sagte mir, dass dies Rosacea sei.
Diese unerklärlichen Beschwerden erschreckten mich derart, dass ich dahinter sehr ernsthafte Erkrankungen vermutete und nicht auf die Idee gekommen bin, dass es einen Zusammenhang mit meiner Histamin-Intoleranz hat. Ich konsultierte deshalb Arzt um Arzt, aber immer wieder mit folgendem Ausgang: "Wir finden nichts. Ihre Beschwerden müssen psychischer Natur sein." Selbst meine Depression wurde als psychosomatische Depression bezeichnet.
Mein Ehemann sagt, dass wir für meine Arztbesuche in den letzten 4-5 Jahren etwa gleichviel bezahlen mussten, wie für den Erwerb eines Kleinwagens. Wenn alleine der Selbstbehalt der Rechnung so hoch war, dann war der Aufwand wohl für meine Krankenkassen noch einiges höher.
Deshalb danke ich der Trägerschaft der Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI) für ihren Einsatz, welche sie für die Information über diese heimtückische und sehr schwierig zu diagnostizierende Krankheit macht. Ich hatte beim Studium ihrer Web-Seite www.histaminintoleranz.ch derart viele Aha-Erlebnisse und war sehr zufrieden, dass sehr verdrängte und peinliche Probleme (erhöhte Darmdurchlässigkeit), an welcher schon meine Mutter litt, plötzlich eine Erklärung hatten.
Eine Infomation über diese Krankheit ist deshalb nötig, weil durch sie entstandene Krankheiten wie niedriger Blutdruck, Depression, Ueberfunktion der Schilddrüse usw. Beschwerden auslösen, welche zwar von den Aerzten behandelt werden, aber die eigentliche Ursache, nämlich die Histamin-Intoleranz wird sehr selten diagnostiziert. So warte auch ich noch immer darauf, dass ich von der Allergie-Station des Universitäts-Spitals die Diagnose "Histamin-Intoleranz" schriftlich erhalte.
Fallbericht vom 27.12.2010
(männlich, 60 J., Selbstdiagnose: chronische Histaminose, Serotonin- und Salicylatunverträglichkeit.)
Als Kind litt ich permanent unter Bauch- Hals- und Ohrenschmerzen und musste mich bei längeren Autofahrten übergeben.
Diagnose: Gastritis. Mandeln entfernen.
Mit 17 kamen Kopfschmerzen, Konzentratiosstörungen und Kieferhöhlenzysten dazu.
Therapie: Radikale Zystenentfernung nach Caldwell-Lück
Konsequenz: Jahrelange Nachbehandlung mit Antibiotika, chronische Bindehautentündung und Kieferhölenentzündung
Mit 20 kamen Depressionen dazu.
Diagnose: Erblich belastet, Antidepressiva (AD) und Lithium.
Konsequenz: Nach zwei Jahren konnte ich die Medikamente nicht mehr schlucken. Sie würgten sich jedes Mal wieder hoch.
Mit 26 begannen Schlafstörungen und Hautjucken sowie Gelenksschmerzen.
Mit 35 kamen Muskelsteifheit/Müdigkeit dazu.
Diagnose: Depression
Therapie: Sämtliche AD Klassen ergaben - jahrelang! - nur Verschlechterung der Symptomatik
Mit 43 erster Aufenthalt in der Hautklinik. Keine Allergie.
Nur erhöhtes Gesamt IGE. Mir wurde gesagt, dass das nur heisst, dass mein Immunsystem sehr gut funktioniert.
Diagnose: Cholinerge Urtikaria, dann Atopische Diathese, dann Pruritus sine Materiae [=Juckreiz ohne primäre sichtbare Hautveränderungen und laut Lehrbuch meist ohne nachweisbare auslösende Faktoren; Anm. d. Red.]
Mit 46 chronischer Erschöpfugszustand, Schlaf und Haut gestört, wieder Antidepressiva und Esuco (Neuroleptikum).
Konsequenz: Ein "Parkinsonoid" wurde ein Jahr lang mit Jumex behandelt.
Es folgten unzählige Diäten und "alternativmedizinische" Behandlungsversuche (Akkupunktur, Homöopathie, Geistheilung, Naturheilkunde) ohne Erfolg.
Mit 54 Frühpensionierung wegen Arbeitsunfähigkeit (ich war klinischer und Gesundheits- Psychologe, Psychotherapeut, Supervisor).
Mit 56 brachte eine konsequente Panchakarma Ayurvedakur in Indien eine weitere Verschlimmerung.
Mit 57 brachte eine 9 wöchige TCM und tibetische Kräutermedizinbehandlung einer 3-fach qualifizierten tibetischen Fachärztin die totale Krise.
Es folgten Untersuchungen auf Parasiten, Porphyrie, ...; alles ohne Befund.
Konsequenz: Stationäre Aufnahme auf der psychosomatischen Station.
Obwohl ich darauf hinwies, dass ich möglicherweise histaminintolerant bin und Psychopharmaka nicht vertrage, bekam ich das volle Sortiment und die
Diagnose: Somatoforme Störung
Konsequenz: Notfallaufnahme auf der Hautklinik
Diagnose: Medikamentenallergie
Seither: UVB 311nm Lichttherapie bei unerträglichem Juckreiz 2mal jährlich
Mit 58: Eine Alternativ-Allergologin stellt Histaminintoleranz fest sowie Belastung durch Eppstein-Barr Viren und Chlamydien.
Therapie: 2 Jahre Mikroimmuntherapie - ohne Erfolg.
Mit 6o: Nach einer Harnverhaltung erfolgt eine Durchuntersuchung (ohne Befund). Ein Chirurg stellt eine Hiatushernie fest und rät zur Funduplikation. Weitere Untersuchungen ergeben, dass das letzte Drittel der Speiseröhre disfunktional ist, der Schliessmuskel aber intakt. Die eingeleitete Protonenpumpenhemmertherapie bringt einen Dauerhustenreiz und Verdacht auf Asthma. Beim Histamin-Provokationstest des Lungenarztes erlebe ich dann die schlimmste Krise bisher; sie dauert 7 Tage.
Diagnose: hyperreagibles Bronchialsystem
Weitere Untersuchungen (Immunologie, Endokrinologie, Gastrologie, Pulmonologie Primar Wurzinger) erhärten die
Diagnose: Histaminintoleranz.
[Nachtrag im Dez. 2011: Heute halte ich strikte Diät und erreiche damit zwar eine Verbesserung, aber keine zufriedenstellende Beschwerdefreiheit. Das Experimentieren mit etlichen Antihistaminika und anderen Medikamenten (ärztlich begleitet), um die chronischen Histaminsymptome unter Kontrolle zu bringen, habe ich inzwischen aufgegeben. Kurzfristig halfen sie, langfristig eingesetzt hatten alle ihre Wirkung allmählich verloren. Ich setze sie deshalb nur noch im Notfall ein.]
Die letzte "Ärzte-Horror-Story" (davon hab ich dutzende):
Vor zwei Wochen wurde ich wieder an der Universitätshautklinik in Graz mit UVB bestrahlt, zur Abklärung ob ich Dominal nehmen kann, wurde ich an die Universitäts Nervenklinik überwiesen. Bei der halbstündigen Anamnese (die junge Kollegin wollte mich sanft darauf hinweisen, dass ich vielleicht einmal zu einem Psychiater gehensollte) kam sie zu dem Schluss, dass ich vielleicht ein Antidepressivum (AD) bräuchte. Sie ignorierte einfach, dass ich bei mehreren hochkarätigen Psychiatern - jahrelang und immer wieder - sämtliche AD Klassen durch hatte. Auf meine Frage, ob ihr ein Fall bekannt wäre, dass jemand mit Histaminintoleranz keine AD vertrage, antwortet sie: NEIN, kein einziger Fall bekannt!
Konsequenz: Für die Hautprofessoren bin ich ein Fall für den Psychiater...
Fallbericht vom 27.11.2010
(weiblich, 45 J., Selbstdiagnose: chronische Histaminose)
Nach der Lektüre Ihres Artikels zur chronischen Form der HIT bzw. zum HNMT-Typ möchte ich mich bei Ihnen vorstellen. Ich denke, dass ich mehr bzw. überhaupt der HNMT-Typ bin. Zumindest haben sich alle bisherigen grossen Fragen/Widersprüche aus den anderen Artikeln zu HIT (nur konzentriert auf Ungleichgewicht DAO und Histamin) mit der Lektüre Ihres Artikels gelöst.
Sie finden im Weiteren folgende Abschnitte:
1) Erstes Auftreten der Symptome
2) Erste, zweite und dritte Arztkonsultation gleich am Anfang (erfolglos)
3) Neue Recherchen jetzt nach 3 Jahren Beschwerden (trotz Cetirizin) - Verdacht: Typ HNMT
4) Symptome vor einer (nicht ganz strikten) Eliminationsdiät
5) Symptome während einer (nicht ganz strikten) Eliminationsdiät seit 10 Tagen
1) Erstes Auftreten der Symptome
Ich leide nun seit exakt 3 Jahren seit meinem 42. Lebensjahr an Urtikaria und nehme seit Anfang an Cetirizin, was mir ein Hautarzt damals verschrieb. Das erste Mal zeigten sich die Symptome (der "kratzende Pullover" vor allem am Rücken und Hals) auf einem Urlaub in Italien nach dem typischen Histamincocktail Käse + Rotwein nebst Tomaten..... Zu dieser Zeit hatte ich extrem grossen Beziehungsstress und hatte deswegen über Wochen kaum geschlafen. Mein Gesamtzustand war miserabel. Ich hatte bisher dieses Ausmass an STRESS als Auslöser meiner Dauerurtikaria verdächtigt.
2) Erste, zweite und dritte Arztkonsultation gleich am Anfang
Ich bin sofort nach dem ersten Urtikariaausbruch mit grosser Besorgnis zum Hautarzt gegangen. Der Arzt meinte, dass die Urtikaria Tage, Wochen oder ein Leben dauern könnte. Man wisse nichts genaues über psychologisch ausgelöste Urtikaria. Er riet mir, für alle Fälle (nochmals) einen grossen Allergietest machen zu lassen. Vielleicht wäre meine Urtikaria doch auf eine Lebensmittel-Unverträglichkeit zurückzuführen (und dafür einen Allergietest zu empfehlen ist auch ein starkes Stück!) Und ausserdem solle ich mich nicht so haben (mit der Aussicht auf lebenslange Antihistamineinnahme), weil ich bisher mit 20 Jahren Heuschnupfen (6 Wochen im Jahr aber ebenfalls mit heute 1 Cetirizin pro Tag gut unterdrückbar) auch kein Problem gehabt hätte.
Da ich einen Monat später umgezogen bin, habe ich eine weitere Hautärztin aufgesucht, die zugab, sich hier nicht auszukennen bzw. sagte sie, dass man hier vor einer grossen Unbekannten stünde. Sie hat mich an das vermeintlich kompetente Inselspital zum Allergietest (schon wieder Allergietest!) überwiesen, was ich befolgt habe. Es kamen exakt die gleichen Allergietest-Resultate heraus wie 5 Jahre zuvor. Kein Hinweis auf Druck-Intoleranz oder weitere Allergieauslöser ausser Frühblüher und Birkenpollen. Ich bekam zudem im Abschlussgespräch die Empfehlung, ich solle mich ggf. besser eincremen. Und ansonsten habe man eher den Eindruck, dass ich mir da etwas einbilden würde. Ich hatte einiges Geld ausgegeben, eine freche Empfehlung bekommen; JEDOCH nicht weiter gekommen. Deshalb hatte ich fast drei Jahre mit der ununterbrochenen Einnahme von Cetirizin gelebt. Für die Ärzte liegen 2 bis 3 Cetirizin pro Woche offensichtlich unter der Wahrnehmungsschwelle und sie hatten ja eh alle keine Ahnung.
3) Neue Recherchen jetzt nach 3 Jahren Beschwerden (trotz Cetirizin) - Verdacht: Typ HNMT
Eher durch Zufall habe ich die Recherchen in Buchhandel und Internet zum Thema Histamin vor ca. 14 Tagen aufgenommen. Es war für mich von Anfang an klar, dass meine Beschwerden auf einen Histamin-Überschuss zurückzuführen sein müssen, da Cetirizin deutlich hilft. Bis gestern bin ich während meiner Recherchen nur auf das Ungleichgewicht von DAO und Histamin gestossen. Deshalb blieben für mich diese Fragen offen:
- warum ich überhaupt keine Magen- oder Darmprobleme habe (guter Stuhlgang, aber nie Durchfall),
- warum ich die Beschwerden so regelmässig ansteigend ab spätestens Tag 2 meiner letzten Cetirizin-Einnahme habe und nicht irgendwie in irgendeinem zeitlichen Zusammenhang mit einem Essen.
Ich habe nur feststellen können, dass Alkoholgenuss (Ich trinke i.d.R. nur Weisswein; weniger auch mal Bier); vor allem vor dem Essen begonnen und auf ½ bis 1 Flasche am Abend konsumiert, die Einnahme von Cetirizin unbedingt vor der Frist von 2 bis 3 Tagen sofort erforderlich macht.
4) Symptome vor Beginn einer (nicht ganz strikten) Eliminationsdiät
Ich habe nur Urtikaria und bin tendenziell etwas "nervöser" während der eigentlichen Nachtruhe zu den Morgenstunden hin, wenn ich ca. 2 Tage keine Cetirizin genommen habe. Das heisst, ich schlafe dann ggf. nur 5 bis 6 h. Ich wache also früher auf. Mit dem Einschlafen gibt es keine Probleme. Die Normalschlafzeit hat bei mir knapp 7,5 h (vor dem ersten Urtikaria-Ausbruch) betragen. Wenn ich die Cetirizin am Abend einnehme, kann ich von einer ganz fest und für diesen tiefen Non-Stopp-Schlaf langen Nacht von bis zu 9,5 h ausgehen.
Nehme ich die Cetirizin morgens oder über den Tag, dann werde ich nicht merklich müde.
Der Juckreiz plagt mich eher abends als morgens, wenn es denn am Tag 2 nach der Cetirizin-Einnahme "losgeht".
Ich habe mich nun auf die Einnahme von 1 Cetirizin alle 2 bis 3 Tage eingepegelt. Ab 2,5 Tagen geht das Gefühl los, fast Körper-flächendeckend einen kratzigen Wollpullover zu tragen. Jede leichte Schrammeinwirkung (Schieben der Sonnenbrille über die Stirn auf die Haare) oder mein (unkontrolliertes) Kratzen bringen rote Streifen und mehr oder weniger stark auch die Schwellung hervor.
Zu Anfang (vor 3 Jahren) hatte ich noch 1 Tablette pro Tag eingenommen. Ich hatte mich mit der Zeit mit den Nesselreaktionen sozusagen zu versöhnen genötigt...bzw. ist es insgesamt "besser" geworden; aber immer nur bis maximal zum 3. Tag nach der letzten Cetirizin-Einnahme. Ich habe das Gefühl, dass es dann (ab Tag 2 oder 3) von allein nicht besser wird. Ich war allerdings immer bemüht, noch länger als 2 oder 3 Tage ohne Cetirizin auszukommen. Habe jedoch immer wieder aufgegeben, um dann zur Ruhe (keine Beschwerden und super Schlaf) zu kommen.Da ich nicht wusste, dass man mit bestimmten Lebensmitteln regelrechte Histaminbomben zu sich nimmt, hatte ich offensichtlich - vor allem mit einem reichlichen Konsum an hartem, gereiftem Käse der Emmentaler Art - immer gut für Histaminnachschub gesorgt.
5) Symptome bei einer (nicht ganz strikten) Eliminationsdiät seit 10 Tagen
Nach den ersten Recherchen zu HIT, habe ich sofort jeden Hartkäse zu 100%, Schokoladen-Erzeugnisse zu 90%, Weizen und Hefeerzeugnisse zu fast 100% abgesetzt, vermeide zu 80% die Obst- und Gemüsesorten, die selbst Histamin oder andere biogene Amine enthalten oder die DAO hemmen.Ich trinke statt ca. 4 Mal pro Woche nur noch 1 Mal (und dann nur nach dem Essen) möglichst trockenen Weisswein. Obwohl ich nicht ganz strikt auf die vermutlich eingenommenen Histamin-mg nachrechne. Ich trinke allerdings noch ganz normal täglich ca. 5 Nespressokapseln in der Form von Cappucino. Ich bin nicht Beschwerde-frei; komme jedoch jetzt mit der Einnahme von ½ Cetirizin alle 2 bis 3 Tage aus.Ich werde auf jeden Fall versuchen, die Beschwerde-verdächtigen Nahrungsmittel noch weiter zu eliminieren. An meiner Selbstdiagnose Typ HNMT wird das sicher nichts mehr ändern.
Fallbericht vom 16.10.2010
(weiblich, ohne Altersangabe, Selbstdiagnose: chronische Histaminose)
Zuerst einmal Lob an diese Plattform; keine andere Seite ist informativer als diese!! Viele Dinge sind mir erst klar geworden nach Durchlesen Ihrer Seiten, vielen Dank dafür!
Vermutlich gehöre ich zum Kreis der von der "chronischen HIT" betroffenen. Und vermutlich besteht die HIT bei mir schon viele Jahre, aber nicht mit dauernden Beschwerden. Ich erinnere mich an die erste Entgleisung vor 12 Jahren nach einem Erdbeer-Coctail. Durchfall, Kreislaufkollaps und ein Burn-Out mit Depression waren die Folgen. Danach die übliche Prozedur, von Arzt zu Arzt, von Untersuchung zu Untersuchung, bis hin zur Psychotherapie. Geblieben sind einige Jahre Panik-Attacken und die Neigung zu Verstopfung. Generell waren die Symptome im Sommer schlimmer, Durchfall und Verstopfung im Wechsel. Neurodermitische Schübe immer wieder, seit 3 Jahren vermehrt, sowie eine Dysmenorrhoe (kurze Intervalle, Schmierblutungen). Seit 2 Jahren dann auch Urticaria (im Sommer) und heuer im Mai so zu sagen die Entgleisung (habe unwissend zwei mal Sauerkraut hintereinander gegessen, das noch dazu abgelaufen war...). Zuerst Fructose und Lactose-Tests, beide positiv, dann die HIT bestätigt, allerdings mit einer normalen DAO von 28. Nach einer wirklich strengen Diät (mit Fehlern am Anfang...), Antihistaminika und einer Darmsanierung sind alle Symptome (Schuppen, trockene ekzematöse Hautstellen, Schleim (bronchial), Blähbauch, Durchfall, Müdigkeit, Haarausfall) weg. Die Urticaria war das Hauptsymptom und ziemlich massiv, die Einnahme von Aerius hat aber erst nach ca. 3 Tagen gewirkt und auch nur sehr langsam. Ich habe bemerkt, dass nach histaminhältiger Nahrungsaufnahme die Symptome erst nach 18 bis 24 Stunden aufgetreten sind, sich auch nach Einnahme des Aerius noch gesteigert haben (Quaddelbildung, Ödeme) und erst nach Tagen abgeklungen sind. Ein Chinesiologe hat mir jetzt eine Colitis "diagnostiziert", die eine Mykose als Ursache hat und die Intoleranzen als Symptome. Ich trinke Eisenkrauttee und mache eine Darmsanierung nach Hildegard von Bingen: Bärwurz-Birnenhonig, 4 Wochen lang. Das tut mir gut.
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